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300 Kilometer

Wenn mir einer nach meiner Erkrankung in 2011 gesagt hätte, dass ich mal mit einem Rad an einem Tag in Schweden einen See umrunden werde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Tatsächlich war ich dann im Jahr 2018 einer von 18.000 Radfahren, die den Vättern, den zweitgrößten See in Schweden, komplett umrunden. Ein Erlebnis unbeschreiblicher Art.

Unbeschreiblich war auch, dass ich bei der Hinfahrt, wenige 100 Kilometer gefahren, beim Tanken meines Autos feststellte, dass sich doch tatsächlich Öl im Kühlwasser befand. Die Kopfdichtung des Motors war undicht. Was tun, die Veranstaltung sausen lassen, obwohl das Wetter doch mitspielen wollte. Ich dachte Augen zu und durch…

…in Motala angekommen, dem Start- und Zielort für die 300 Km-Runde, schlugen wir das Hinterbauzelt auf und machten uns mit den Begebenheiten vor Ort bekannt. Der Start für uns war angesetzt um 04:22 Uhr. Wir waren angemeldet in einer Vierergruppe, eine Freundin aus dem Verein, in dem ich damals Trainer war, hatte mich animiert, dort mitzufahren. So starteten wir in einer der Gruppen, die in 2-Minuten-Takt zu geschätzten je 100 Fahrern auf den Weg um den See geschickt wurden.

Ein Schauspiel ohne Worte. Wir hielten uns erst in dieser Gruppe, welche dann auf spektakuläre Weise von einer straff organisierten anderen überholt wurde. Scheinbar war das ein großer Schwedischer Verein, alle trugen die gleiche Trikotfarbe. Bei dem kleinsten Versuch, sich „unter“ diese Gruppe zu mischen, fielen heftige schwedische Worte, dessen Inhalt ich nicht deuten konnte, aber trotzdem deutlich verstand, der Ton macht die Musik. So fuhren wir vier immer beieinander, über zwei Verpflegungspunkte, welche im Abstand zwischen 40 bis 50 Kilometer um den See verteilt sind, bis zu Südspitze des Vättern. Dort war eine etwas längere Pause angesagt mit Köttbullar, Hafergrütze, warmer Blaubeersuppe und Salzgurken.

Nach dem Wendepunkt in Jönköping waren wir mehr oder weniger in unserer Vierergruppe auf uns allein gestellt. Hatten leichten Schiebewind und wurden etwas beflügelt, nutzten den Windschatten. Der Zweite Fahrer in einer Gruppe spart ca. 30% Energie und auch der Erste spart 10%, da der Zweite 2 der 3 Luftwirbel verhindert, die sich sonst hinter einem Radler bilden und von hinten an ihm ziehen.

So fuhren wir nun, Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation, nach dem Wendepunkt an der Nordseite des Vättern wieder mit leichtem Gegenwind. Das stellte mental aber keine Hürde mehr dar, denn das Ziel war nicht mehr weit entfernt. Nach einer Nettofahrzeit von 10 Stunden, also mit 30 Kilometer je Stunde, kamen wir gemeinsam ins Ziel. Glücklich, mit einer Medaille um den Hals gehängt, genossen wir das gereichte Essen im Ziel.

Meine Erkenntnis aus diesem Ereignis, welches wir ohne einen Tropfen Regen erleben durften, ist, dass in einer Gruppe etwas möglich ist, welches allein nicht erreichbar wäre. Gemeinschaft macht stark. Wenn alle an einem Strang ziehen, konzentriert auf ein Ziel hinarbeiten, ist Großes möglich.

Möglich war es auch, mit dem Auto und der undichten Kopfdichtung den weiten Weg wieder nach Hause zu fahren. Da der Wagen noch nicht so alt war, übernahm der Hersteller einen Teil der Reparaturkosten.

Munter bleiben, Dein h.Art.mut

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